An der Ernst-Abbe-Hochschule Jena können Studierende am Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen im Forschungsprojekt und Mastermodul ‚Smart Assembly‘ industrienahe Erfahrungen sammeln und eins der wichtigsten Skills im Wirtschaftsingenieurwesen lernen: das Projektmanagement.
Joram Wolfrum hat im Modul gelernt, wie Technik und Investitionen zusammenspielen
Der Name beschreibt den Kern fast von allein ‚Smart Assembly‘, also intelligente Montage. Das Projekt soll Antworten auf folgende Fragen liefern: Wie wirken sich Werksassistenten, also unterschiedliche Hilfestellungen bei der Arbeit, auf die Leistung von Werker*innen bei der Montage von Bauteilen aus. Welche Assistenz ist im Vergleich die, mit den meisten Vorteilen für Arbeitgeber und -nehmer*innen? Die zu untersuchende Montage besteht insgesamt aus 40 Arbeitsschritten. Dazu entwickeln die Forschenden drei unterschiedlich ausgestattete Arbeitsplätze. Beim ersten Arbeitsplatz gibt es klassische Papieranweisungen. Der zweite enthält digitale Arbeitsanweisungen wie Laseranzeigen oder Kameraerkennung, die weiß, in welchem Arbeitsschritt sich die Werker*innen befinden. Nach korrekter Ausführung schaltet das System automatisch in den nächsten Arbeitsschritt. Am dritten Platz arbeiten Werker*innen mit AR-Brillen und Hologrammen, die anzeigen, was an welcher Stelle als Nächstes getan werden muss.
Das erste Mal hatte Joram für seine Bachelorarbeit mit dem Projekt zu tun. „Das ging in Richtung KI und war herausfordernd für mich, weil ich vorher mit Programmieren und Informatik noch keine Erfahrungen hatte“, erzählt er. Sein Arbeitsthema war die Verbesserung der Bilderkennung der Kamera an den Arbeitsplätzen. Die Technik hinter der Bilderkennung ist ein Algorithmus, den Joram durch neue Daten und Programmierung optimiert hat. Der Algorithmus soll beispielsweise erkennen, ob bei der Montage eine Schraube korrekt festgeschraubt ist oder eine Gummikappe richtig aufliegt. Ganz konkret sieht das zum Beispiel so aus, dass ein Arbeitsschritt aus dem Eindrehen von acht Schrauben besteht. Das digitale Assistenzsystem schaltet weiter in den nächsten Arbeitsschritt, wenn es erkennt, dass Drehmoment und Winkel acht Mal zu den Vorgaben passen. Dadurch kann kein Schritt nur halb ausgeführt oder gar vergessen werden, was am Ende die Qualität des Produkts sicherstellt. Trotz der anfänglichen Herausforderung hat es ihm Spaß gemacht – so sehr, dass er im Master die Möglichkeit ergriff, noch einmal dabei zu sein, und das angebotene Modul Smart Assembly wählte.
Smart Assembly ist an der EAH im Master ein Projektmodul, das die Studierenden an die Schnittstellen des Wirtschaftsingenieurwesens heranführt. Die Studierenden arbeiten jedoch nicht mit den schon vorhandenen Werkbänken, sondern bauen sich einen komplett eigenen Arbeitsplatz und Montageprozess auf. „Wir durften uns das Produkt, das erstellt werden sollte, selbst aussuchen. Es ist ein Holzvogelhäuschen geworden“, schmunzelt der angehende Wirtschaftsingenieur. Die Studierenden werden in vier Gruppen aufgeteilt. Am Ende soll ein Arbeitsplatz mit Werksassistenz und die Möglichkeit der Rückverfolgbarkeit von Arbeitsschritten entstehen. Die Bereiche der Gruppen teilen sich auf in Userinterface, Arbeitsplatz mit Motoren, Rückverfolgbarkeit sowie Aufbau eines Netzwerks, zur Kommunikation und um Arbeitsschritte zu hinterlegen.
Die Studierenden konnten aus dem Projekt einiges mitnehmen, unter anderem, was gute Kommunikation ausmacht: „Die einzelnen Gruppen waren sehr frei in ihren Entscheidungen. Wir haben gelernt, dass es neben dem Managen des eigenen Projekts auch wichtig ist, auf andere Gruppen zu achten und sich absprechen. Es war eine tolle Erfahrung, die gezeigt hat, wie viel eine gute Projektleitung ausmacht“, resümiert Joram. Als Schnittstellenstudiengang ist Wirtschaftsingenieurwesen in solchen Projekten überall zu finden. Es bringt wirtschaftliches und technisches Wissen zusammen. Wirtschaftsingenieur*innen sind nicht dafür geeignet Detailfinanzen zu managen, wie reine BWLer*innen aber auch nicht dafür, so tief in Technik einzusteigen wie Maschinenbauer*innen: „Man hat von beidem Ahnung und ist prädestiniert dafür, die Projektleitung zu übernehmen, in der man zum Beispiel entscheidet, ob eine Investition in bestimmte Technik sinnvoll und wirtschaftlich ist oder nicht“, führt der Student genauer aus.
Die Ingenieurnachwuchs-Initiative des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall.
Seit 1998 widmet sie sich bereits den Themen Ingenieurwesen und MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). Ihr Ziel ist es, junge Menschen schon frühzeitig für den Ingenieursberuf sowie Naturwissenschaften und Technik zu begeistern.
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