Im Bereich Quantencomputing bringen die sogenannten Qubits echtes Potenzial für die Entwicklung der Industrie von morgen mit: Quantencomputing ermöglicht es mit gleicher Energie, mehr Leistung zu erbringen. Wie genau es eingesetzt werden kann, welche Anforderungen die Industrie für die neuartigen Computerchips mitbringt und wie hybride Lösungen aussehen können, das erforscht das Team des Physikers Dr. Christian Tutschku am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.
Manchmal zählen eben die kleinen Dinge im Leben. Zumindest wenn es um das Thema Quantencomputing geht.
Eigentlich wollte Dr. Christian Tutschku Lehrer für Mathematik und Sport werden. Doch ein verpatzter Sporttest zu Beginn seines Studiums an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zwang ihn kurzfristig auf ein alternatives Zweitfach umzusteigen. Glück im Unglück: Denn Tutschku entschied sich kurzerhand für ein Physikstudium und war davon so begeistert, dass er im fünften Fachsemester vollends in diese Fachrichtung wechselte. „Ich habe mich im Studium immer mehr von der Theorie in einen anwendungsbezogenen Bereich vorgearbeitet. Denn mein Ziel ist es, Quantencomputing wirklich einzusetzen und damit etwas bewegen zu können“, erzählt der Physiker.
„Mein Ziel ist es, Quantencomputing wirklich einzusetzen und damit etwas bewegen zu können.“
Die Begeisterung für die Quantenphysik packte Tutschku durch das Doppelspaltexperiment: In dem Experiment gibt es eine Elektronenkanone und eine Aufschlagsfläche. Dazwischen sind zwei Spalte. Durch diese beiden Spalte werden Elektronen geschossen bis sie auf der Aufschlagsfläche ankommen. Dabei können sie entweder durch den einen oder durch den anderen Spalt fliegen. Solange die Physiker*innen jedoch nicht messen, durch welchen Spalt sie fliegen, gibt es einen Zeitraum in dem die Elektronen durch beide Spalte fliegen. Tutschku beschreibt es noch einmal anders: „Stellen Sie sich ein Badezimmer vor, dass den Gesetzen der Quantenmechanik folgt. Ich stehe draußen und die Tür ist verschlossen. So lange ich die Tür nicht aufmache, ist das Licht beides: an und aus. Genau das passiert auf der Quantenebene.“ Für das Computing heißt das konkret, dass es nicht nur den einen Spalt oder den anderen Spalt, also Null oder Eins gibt, die codiert werden können, sondern ein Dazwischen. Können Wissenschaftler*innen diese Quantenebene programmieren und nutzbar machen, erhöht sich die Rechenleistung der Computer enorm.
„Mit Quantencomputing können wir die Welt nachhaltiger gestalten“, erklärt Tutschku. Quantencomputing kann zukünftig das Durchsuchen von Datenbanken, das Designen von neuronalen Netzen oder Systemsimulationen, beispielsweise für den Maschinenbau, in der Industrie revolutionieren. Das, so erläutert der Physiker, ist momentan aber noch im Anfangsstadium: „Die Hardware für Quantencomputing muss sich zunächst verbessern. Reine Quantenalgorithmen können derzeit nicht verwendet werden. Dort treten noch viele Fehler auf. Deswegen forschen wir ebenso an hybriden Lösungen.“ Bei diesen planen die Forscher*innen die höhere Fehlerquote des Quantencomputers aktiv in ihre Softwareentwicklungen ein. Eine andere Art mit der hohen Fehlerquote umzugehen, ist es, den Quantencomputer nur für sehr kurze Abschnitte zu verwenden. Dabei werden ganz kleine Aufgaben von dem Ultra-Rechner bearbeitet und der Rest läuft über herkömmliche Systeme. Dadurch vermindert sich das Risiko, dass Fehler in das System einfließen.
Zukunftstechnologien sind das richtige für dich?
Gemeinsam mit seinem Team arbeitet Tutschku an dem SEQUOIA-Projekt. Dieses Kürzel steht für den langen Namen „Software-Engineering industrieller Quantenanwendungen und -algorithmen“. Zu den Hauptaufgaben des Teams gehört der Aufbau eines Anwendungszentrums für Quantencomputing, die Entwicklung von Softwarekomponenten für beispielsweise hybride Lösungen und die Etablierung von Quantenanwendungen oder Schulungsangebote für Unternehmen. Dafür braucht es einen einsatzfähigen Quantencomputer. Sie greifen auf den Quantencomputer IBM Q System One zurück. Dieser macht sich unter anderem eine bestimmte Eigenschaft von Metallen zu Nutze, um die Rechenleistung zu optimieren. Denn wenn Metalle sehr kalt werden, dann können sie annähernd widerstandslos leiten. Forscher*innen nennen das eine Supraleitung. Der Chip befindet sich deswegen an der Spitze eines riesigen Apparates, der flüssiges Helium enthält, um das Metall auf eine Temperatur zu kühlen, die nicht mal im All vorherrscht. Eiskalt diese Zukunftstechnologie!
Die Ingenieurnachwuchs-Initiative des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall.
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